Kunsthaus Orplid


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Rede, gehalten von Joachim Kaiser

Liebe, herzlich geschätzte Ruth Kohler – meine sehr verehrten Damen und Herren –
Wir sind hier umgeben von aufregenden Energien. Von Farbkompositionen, die wahrlich Kontraste bieten, herbe Gegensätze, aber auch sanfte Harmonien in Dynamik und Stil!
Die, falls man sich auf sie einlassen mag, rätselhafterweise sogar froh stimmen, zuversichtlich, animiert.
Nun lebe ich schon viele Jahrzehnte neben Ruth Kohler – leider nicht mit ihr – in respektvoller Parallele. Man kennt sich seit langem: gemeinsame Freunde, Bekannte, Gefährten sorgen für eine ferne Vertrautheit. Freilich ist es bei Ruth Kohler gar nicht so leicht, Schritt zu halten mit den mannigfachen Wandlungen ihrer Produktion. Ich bin wahrlich nicht der versierte Fachmann, der alles das unter einen begrifflichen Hut zu bringen wüsste, was die einstige Schülerin von Franz Nagel zwischen 1959 – dem Jahre, in dem auch ich in München anfing – und heute schuf!
Da war beispielsweise zunächst das großartige, strenge und kluge Altarfresko in der Erlöser-Kirche Waldhof Mannheim. Auch fiel der helle Schatten Südafrikas, wo sie vier Jahre zubrachte, auf ihre Kunst. In New York wiederum fühlte sie sich gestimmt zur Serie „Anonymität der Großstadt“, wo die Figuren zwar Krawatten und Mäntel erkennen lassen, aber überhaupt keine Gesichter.
Ruth Kohler bereiste die ganze Welt, machte manche erfolgreiche Ausstellung, und gelangte endlich, wie ein Musiker zum Komponieren mit Tönen, zur schöpferischen, zur „manisch-expressionistischen“ Gestaltung der Farbenfülle, des fesselnd Koloristischen…
Wenn ein blutjunger Mensch sich zu einem künstlerischen Beruf entscheidet, weil er in sich Talent und Ausdruckstrieb spürt, dann kann niemand, und er selber schon gar nicht, das Wichtigste wissen: nämlich, wie viel Wandlungsfähigkeit sein Talent hergeben wird. In jedem begabten jungen Künstler steckt natürlich die Fähigkeit, ein Buch, ein Gedicht, ein Bild, eine originelle Komposition zu erschaffen. Doch vorher soll ihm die Gewissheit kommen, dass er die seelische Dynamik besitzt, auf allen Lebensstufen charakteristisch fruchtbar zu sein? Wie viele Schriftsteller, Künstler, Publizisten haben unser aller Weg gekreuzt, in denen eben nur ein einziges Talent, eine einzige schmale Ausdrucksweise lebendig war! So dass sie immerfort das gleiche Buch, das gleiche Bild, das gleiche Gedicht herstellen mussten, dabei immer blasser und unglücklicher wurden. Nur, konnten die Armen das wissen, als ihr fabelhafter Erstling in ihnen reifte?
Gewiss: die Geschickten retten sich dann in äußeren Ehrgeiz, bedienen den Markt. Aber dieser äußere Ehrgeiz hat zur Voraussetzung eine Art Verzweiflung und die Preisgabe jenes inneren Ehrgeizes, der eben Ruth Kohler so sichtbar beseelt! Die Courage, mit der sie leidenschaftlich weitersucht und findet, erzeugt bei ihr Fülle, sie wandelt sich. Es gibt, hat Paul Valery mal gesagt, keinen Geist, der ganz mit sich einverstanden wäre, dann wäre es nämlich kein Geist.
Begegnet man dynamischer, passionierter Kunst – fühlt man sich, so geht es jedenfalls mir, genötigt, mit Worten zu reagieren, mit bewegten Sätzen auf Non-Verbales, Leuchtendes oder Klingendes, zu antworten. Auch die Malerin Ruth Kohler braucht, erfahre ich, wenn ihr große optische Eindrücke widerfahren, manchmal Worte. Sie macht sich dann Notizen, welche sie später in Koloristisches umwandelt. Übrigens spielen auch fesselnd geordnete Töne, wie Bach und Wagner sie erschufen, für Ruth Kohlers schöpferische Einbildungskraft eine Rolle.
Auf Kunst, auf Intuition und Reflektion angemessen zu reagieren heißt keineswegs, flotte Begriffe zu prägen.
Handliche Formeln, gerade im Zeitalter digitaler ja/nein-Entscheidungen dürfen wir nie vergessen: Schönes lässt sich nicht zusammenfassen, nicht abkürzen.
Wirkt es reaktionär und altmodisch, dass hier von expressiver Schönheit die Rede ist? Beschämt bekenne ich: ohne charakteristische Schönheit wäre für mich das Leben kaum lebenswert. Es wäre nicht lebenswert ohne jene Schönheit, ohne sorgsame Verschönung, die ja etwas völlig anderes darstellt als verlogene Beschönigung: nämlich Kunstwahrheit! Von eben dieser Wahrheit schenkte uns Ruth Kohler viel. Zeigen wir uns dafür erkenntlich, indem wir sie herzlich feiern.
Liebe Ruth Kohler, meine sehr verehrten Zuhörer:
Ich danke Ihnen!