Kunsthaus Orplid


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Alinde - Offenes Atelier (Rede von Christoph Wiedemann, Texte: 1, 2, 3)
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Ibragimow, Doldinger, Haas
www.alinde.de
„Gute Aussichten“
Ausstellung mit Fotografien von Alinde Rothenfußer und Wolfgang Ramadan


Icking - Was ist ein Wunder? Ein Wunder ist, was der Mensch daraus macht. Für den einen sind es die Tränen einer Madonna, für einen anderen sind es die Karten für ein großes Fußballspiel, die er noch ergattert hat. Wieder andere sehen die Wunder am Wegesrand, begeistern sich für die verborgenen Schönheiten, die unser blauer Planet allenthalben bereit hält. Staunend stehen sie vor dem Glühen des Himmels, wenn die Sonne sich anschickt zu Bett zu gehen, oder neigen sich in Ehrfurcht vor einem Stein, in dessen Äderungen und Schliffen sie die nimmermüde Schöpferkraft der Natur erkennen. Zwei von dieser Art sind Wolfgang Ramadan und Alinde Rothenfußer, die beide eine Auswahl von Fotos im Orplid in Icking zeigen. Allerdings haben sie eine sehr unterschiedliche Weise, mit den Wundern umzugehen: Wolfgang Ramadan, der in Schlederloh lebt, tut es sehr oft mit einem Augenzwinkern ob der Komik, die zu entdecken zu seinen Gaben gehört, nicht respektlos, aber dennoch im altbayerischen Sinne manchmal etwas despektierlich. Man meint ihn bei einem seiner Lachanfälle zu erwischen, diesen umtriebigen Kulturmenschen, der rundherum gelingende Festivals aus dem Boden stampft, der mitreißt als Musikant und der gar Shakespeare ins Bayerische übersetzt und auf die Bühne bringt.
Alinde Rothenfußer, Hausherrin des Orplid, zollt Steinen, die sie von Kind auf zusammenklaubt, große Achtung, vor ihrem methusalemischen Alter, vor der ihnen innewohnenden Ordnung, ihrer meist stillen, aber manchmal, wenn der Mensch mit seinen Maschinen ihr Inneres aufbricht, auch gleißend farbigen Schönheit.
In manchen dieser Steine würde ein Kundiger vielleicht lesen können: Wie Hieroglyphen oder wie eine Draufsicht auf ein altes Gräberfeld zeigt sich ein grauer Stein, dem die Erosion auf seiner Oberfläche winzige Stäbe und Ecken gelassen hat. Andere Steine sind blaugrundig und über diesen Grund hinweg ziehen graue Wolkengebilde. Eisenhaltigkeit färbt Steine in fast allen Nuancen von Rot und Braun. Andere Metalle oder Salze lassen sie tief schwarz oder in freundlichem Beige erscheinen. Ihre von der Erosion in Gang gebrachte Reise von hochalpinen Felszacken herunter in die Urstromtäler des Tieflands hat sie abgeschliffen als seien sie poliert oder hat sie auseinanderbrechen lassen. Dann zeigen sie im Miniformat wild zerklüftete Felsformationen mit Schrunden, Rissen und Schluchten als bewege sich in ihnen nun selbst der Wasserstrom. Auf anderen blühen, ausgelöst durch allerlei chemische Prozesse, türkis- oder rosafarbene Kristalle auf. Sogar japanische Tuschemalerei kann man antreffen: Feine schwarze Zweige einer Birke neigen sich im ockerfarbenen Dämmerlicht.
Wolfgang Ramadan hat es gleichfalls mit den Steinen, aber mehr in Form von Bergmassiven. Dort, in den bayerischen Alpen, ist er gern unterwegs und immer mit Kamera. Dort hat er einen jungen Burschen mit Cherokeesenschopf getroffen und ein anderer langhaariger Typ hat sich hingestellt und den Mond wie einen Luftballon auf seinem Finger tanzen lassen. „Über allen Gipfeln ist Kuh“ zeigt anderes: Ein Kalb steht neugierig am Rand eines Wiesenbuckels, ein paar Kühe lagern genüsslich wiederkäuend auf der grünen Matte und Ramadan hat sich ungeniert dazu gelegt. Dort hat er aber auch ein wohl richtiges Wunder erfahren: In der Nähe einer Feldwand, die schon manches Opfer gefordert hat, sah er im aufsteigenden Nebel eine feine Engelfigur mit einem leuchtenden Halo um den Kopf. Er zückte seine Kamera und trieb irgendwie in aller Unschuld mit dem Engel Fingerspiele. Romantiker ist Ramadan ohnehin: Eine Serie von Fotos entstand bei dem zart orangefarbenen zauberischen Nebellicht, das man im Voralpenland erleben kann, wenn die Wärme der Sonne nicht mehr lange braucht, um die Schleier beiseite zu räumen.

INGRID ZIMMERMANN
Geöffnet bis 10. Mai von Donnerstag bis Sonntag von 15 bis 20 Uhr.