Kunsthaus Orplid


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Bernd Zimmer (Rede von Wolfgang Jean Stock, Besprechungen 1, 2)
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Sappel&Wachter (Besprechung)
Ernst Hürlimann
Johannes Dreher
Ibragimow, Doldinger, Haas
www.alinde.de
Von Christoph Wiedemann

Hier hängen Bilder der Künstlerfreunde Ruth Kohler, Helmut Rieger und Inge Doldinger.
Dann gibt es vorhin erwähnte Neubearbeitung der Quarzbichl-Serie. Optisches Recycling von Recycling-Bildern, gewonnen auf einem Wertstoffhof. Eingesessene und Eingeweihte wissen es. Für alle anderen sei es noch einmal erwähnt.
Quarzbichl ist das hiesige Synonym für die neuzeitliche Form sozialer Kontaktpflege. Gemeinsames Flaschendrehen mit Unbekannten am Glas-Container und ökologischer Bewusstseins-Austausch beim Entsorgen von Print-Erzeugnissen mit galoppierend verfallender Halbwertszeit.
Ganz plötzlich dann ein Tonwechsel. In einem kleinen Durchgangszimmer im oberen Stockwerk überwältigen einen teils recht private und intime Träumereien und Phantasien. 48 Bilder aus der mehr als 60-teiligen 1000 und 1 Nacht Serie. von 2009.
Und gleich im Anschluss noch einmal eine neue Tonalität zurückgehend auf eine Beobachtung am Sandstrand in einem Urlaub: Ausfedernde schwarze Gebilde entwickeln sich auf rotem Grund. Wieder so eine erstaunliche Verführung in die Rothenfußer´schen Märchenwelten.
Die Erklärung auch für diese neuesten Motive ist wieder wie immer ganz einfach und unprätentiös. Das seien Eindrücke von Palmen am Strand, die sich scherenschnittartig gegen den Abendhimmel abheben. Jemand anderer hätte auf den Auslöser einer Kamera gedrückt und die milliardste Variation einer Kitsch-Postkarte produziert. Alinde Rothenfußer macht daraus ein Vexierspiel mit Einschlägen ins Bedrohliche.
Fassen wir noch mal zusammen, was die Dame diesmal wieder aus dem Ärmel geschüttelt hat.
Wertgeschätztes von Freunden, Erzählungen aus dem Privatissimum, Erkundungen und Entdeckungen am Wegesrand, Bilder wie Fahnen, die mitwehen, einem nachwehen, sobald man das Haus verlassen hat. In Summe eine Pandämonium von Bildern, gefiltert mit den Augen einer ziemlich außergewöhnlichen Person.

Hand aufs Herz: Wer hat auf Anhieb gewusst, wer oder was mit dem Ausstellungstitel der Demiurg gemeint ist? Nachschauen, nachschlagen, googeln hilft natürlich immer. In etwas folgendes kommt dabei heraus: Erfunden haben ihn die alten Griechen. Der Name leitet sich her von demos – Volk und ergos- Tätigkeit. Der für das Volk tätige. Im Alltag war bei den Griechen der Bürgerstand der Handwerker und Gewerbetreibenden gemeint. Bei Platon wird der Demiurg zum grundlegenden Schöpfergott, der aus dem Chaos die Welt ordnet, eine Weltseele deren Detailausformungen er anschließend großzügig dem Heer der ebenfalls von ihm geschaffenen, nicht immer unfehlbaren griechischen Götterwelt überlässt.
Und jetzt die Beantwortung der Frage nach dem Demiurgos durch Alinde Rothenfußer: Sie habe den Namen in ihrem Lieblingsbuch entdeckt, erzählt sie. Es handelt sich dabei um Kubins ersten und einzigen Roman „Die andere Seite“. Eine phantastische Geschichte, die einen einmal gelesen nie wieder so richtig loslässt und - 1909 verfasst - die kommenden politischen Schrecken fast seherisch vorwegnimmt. Es ist darin der letzte rätselhafte Satz und der lautet: Der Demiurg ist ein Zwitter. Vorangegangen ist dieser abschließenden Erkenntnis ein Weltuntergangsgericht von ungeheueren Ausmaßen. Ein Idealstaat entpuppt sich als gnadenlos diktatorisch. Wird grausam zerstört. Zu den wenigen Überlebenden zählt der am Ende völlig desillusionierte und physisch beinahe zerstörte Erzähler der Geschichte, der sich die Welt zum Weiterleben mühsam wieder zusammensetzt indem er erkennt, dass zwischen so scheinbar eindeutigen Gegensätzen wie Schwarz und Weiß und Gut und Böse erst die wahre Hölle der vielen Grautöne beginnt. Nichts ist eindeutig. Licht erzeugt nicht nur Schatten, sondern bricht sich in abertausenden Facetten. Und am Ende hat selbst die Ordnung ihre zwei Gesichter.
Wissend um die Vehrung und Wertschätzung der Künstlerin für dieses außergewöhnliche Buch, glaubt man etwas vom Urgrund der obsessiven Kunstausübung der Alinde Rothenfußer zu erahnen. Es hat etwas zu tun mit der verzweifelten Erkenntnis, dass alles Streben nach Ordnung nur immer neue Widersprüche erzeugt. Speziell dann, wenn es um die Facetten menschlicher Existenz geht.
Bevor man also anfängt zu ordnen, scheint es geraten erst einmal zu erkunden, was man eigentlich ordnen will. Im Bezug auf die menschliche Existenz ein doch recht komplexes Problem. Wie komplex begreift man, wenn man in die Rothenfußersche Bilderwelt eintaucht. Denn man taucht damit ein in eine Art Stoffsammlung menschlicher Träume, Ängste, Freuden, Lüste und Begierden. Nach der Devise: Von allem viel, und wenn es sein kann am besten alles.

Liebe Alinde, es ist eine echte Herausforderung von Dir auf diese Erkundungen mit genommen zu werden. Immer wieder aufs Neue und mit nicht nachlassender Intensität. Deine Kraft ist zu bewundern. Sie bewegt uns. Du bewegst uns. Wieder einmal. Sei bedankt dafür.
Und Ihnen allen Dank - Für die Aufmerksamkeit.